Sonntag, 6. Dezember 2009

Postrock? Nein Danke! Isis im Substage

Schon mal in einer Band gespielt? Dann ist die Situation bekannt: Man verschanzt sich mit den Kollegen im Übungskeller, stülpt ein paar Pilz, raucht vielleicht ein paar Riesenjogis oder bringt sich sonst wie in Wallung. Dann wird gejamt. Es reiht sich Riff an Riff, der Rhythmussektion gelingen aus dem Nichts die vertracktesten Breaks und Tempowechsel, der Leadgitarrist gerät mehr und mehr in Ekstase und der Sänger überrascht, sich in Verzückung windend, mit nie gehörten, irgendwie geheimnisvoll indianisch anmutenden, Ethnogesängen. Nach gut drei durchgespielten Stunden sinken alle erschöpft aber glücklich aufs durchgesessene Proberaumsofa und fühlen sich wie die Grateful Dead nach ihren sagenumwobenen Konzerten vor den Pyramiden von Gizeh 1978. Das war bestimmt das Beste, was der Teufel seit Robert Johnson Musikern eingegeben hat und zum Glück ist die ganze Zeit das Tape mitgelaufen! Die Ernüchterung folgt nach der Ausnüchterung: Das Tape wird mit versammelter Mannschaft abgehört. In hypnotischen Endlosschleifen quillt fader Soundbrei aus den Boxen. Nach fünfzehnmaliger Wiederholung wird so ziemlich jeder Gitarrenlauf eintönig, der Schlagzeuger zeigt zwar einige vielversprechende Ansätze, die durch ewiges darauf herumreiten aber auch nicht origineller werden, die Keyboardsounds sind bestenfalls skurril zu nennen und der Gesang wirkt vor dem ganzen Tohuwabohu einfach nur noch unstrukturiert. Enttäuschung pur, das Tape wird mit aller Einverständnis gelöscht.
Isis sind offenbar den entgegengesetzten Weg gegangen und haben ihre Proberaum-Jam-Tapes auswendig gelernt. Eine beachtliche Fleißarbeit, die auf Platte ihre Wirkung auch durchaus nicht verfehlt. Live drängt sich, wie am Freitag im Substage zu besichtigen war, allerdings der Verdacht auf, der Hype um die Mannen um Rauschebart Aaron Turner (Vox/Git) entspringe der Neigung mancher Popkritiker, jeden Mangel an Zugänglichkeit zur Kunst, jede verkorkste Schwurbelei zur Originalität und fehlenden Unterhaltungswert zur Tiefsinnigkeit zu erheben. Wenn das Postrock ist, möge Rock nie enden. Bald kommen KISS, Gott sei Dank!

1 Kommentar:

  1. Ich gehör' ja zu den Leuten, die ISIS nie so richtig verstanden haben. Mit dem GRATEFUL DEAD-Vergleich wird's mir klarer: ist halt alles Hippie-Mucke. Ha!

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