Freitag, 22. Februar 2013

Wer braucht da eine Bazooka? – Cannibal Corpse frikassieren das Substage



Rapide Riffs, gelegentliche  Hooks, Maxime-Gewehrsalven-Snaer, dazu die zwischen Growls und fiesem Gekreisch changierenden Vocals von Fronter Trevor Strna. Der Vollgas-Extrem-Metal von Black Dhalia Murder rauscht vorbei wie ein D-Zug durch den Güterbahnhof –  ist musikalisch allerdings genauso abwechslungsreich wie ein solcher. Im Ohr hängen bleibt von der Kapelle aus Detroit an diesem Donnerstag im nahezu vollbesetzten Substage folglich herzlich wenig.
Devildriver bohren sich da schon etwas hartnäckiger in den Gehörgang. Dass Dez Fafara und seine Genossen große Sepultura-Fans sind, können sie zwar zu keiner Sekunde verleugnen, hinter jedem zweiten Riff und vor allem dem leicht tribalistischen Getrommel lugen Kisser und Co hervor, aber es gibt schlechtere Referenzen; also Schwamm drüber. Zudem ist der gute Dez (Ex-Coal Chamber), auch wenn er mit seinem LED-erleuchteten Elvis-Mikrofon vor der Nase aussieht, als halte er sich permanent eine futuristische Sauerstoffmaske vors Gesicht, ein ausreichend charismatischer Frontmann, um der Sache einen individuellen Stempel aufzudrücken. Dazu kommen ein paar lustige Sprüche wie „legal weed, legal guns and red haired pussy, oh, how do you miss California“ (Yep, Dez, das sind genau die Dinge, die wir alle vermissen, sofern wir nicht in Kalifornien weilen!). Unterm Strich eine prima Gute-Laune-Death-Metal-Show – so es so etwas gibt.
Wirklich großen, ähem, Spaß machen auch Cannibal Corpse, die Meister des Metzel-Metals. Dabei ist das Quintett aus dem Staat New York im Grunde so anachronistisch wie ein Hells Angels-Rocker mit Motorradführerschein: keine Djent-Gitarren, keine Breakdowns, keine schicken Frisuren, extravaganten Tattoos oder ähnliches Chichi-Foufou, nur nackte musikalische Gewalt, kurzum.
Die Gitarren von Jack Owen und Bob Rusay klingen wie das Knarzen sich öffnender Särge (während die Soli mehr an Jeff Hannemann Saitenakrobatik erinnern), Basser Alex Websters linke Hand rast übers Frettboard wie eine wildgewordene Tarantel und Paul Mazurkiewicz hinter der Schießbude veranstaltet ein derartiges Höllenspektakel, als poltere ein Dutzend Blechmülltonnen einen Abhang herunter. Unter diese Kakophonie schiebt sich der „Gesang“ von George „Corpsegrinder“ Fisher. Er klingt wie eine Hybrid aus heiserem Drac und blubberndem Sumpf.
Ob diese Kehlkopfakrobatik oder das ewige Helikopter-Banging für die Mutation von Fishers Hals zu einem Baumstumpf verantwortlich ist, bleibt vorerst ungeklärt, sicher ist nur, dass seine suboccipitale Nackenmuskulatur einer Brezel gleicht.
Die letzte Würze verleihen diesem Schlachtfest herrlich verschrobene Ansagen wie: „The next song is about cutting your face off with a razor!“ Wie kann man diese Band nicht gernhaben?
Zusammenfassend lassen sich lediglich zwei Dinge sagen: „Herr Draghi, hätten sie Cannibal Corpse  zur Hand gehabt, hätten sie sicher keine Bazooka gebraucht, um den Euro zu retten!“ Und, um Fishers eigene Abschiedsworte zu gebrauchen: „Fuck you! Thank you!“

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