Donnerstag, 10. Oktober 2013

Endlich raus aus der Flaute - Running Wild

Das Phänomen der monothematischen Image-Band ist von je her kein unumstrittenes. So sehen sich deren Protagonisten stets dem Verdacht mangelnder musikalischer Ernsthaftigkeit, unlauterer Absichten oder bloßer Albernheit ausgesetzt. Das ist verständlich, denn woher soll der Fan schließlich wissen, ob sich unter Dämonen-Makeup, Piratenwams oder Monstermaske wirklich Rocker von echtem Schrot und Korn verbergen oder irgendwelche Milchbubis, die mit solchem Mummenschanz nur den Szenespirit unterlaufen wollen? Andererseits wird niemand den Unterhaltungswert der Liveshows von schrägen Vögeln wie Portal, Ghost, Knights Of The New Crusade, Powerwolf, Gwar oder Schwergewichten wie Slipknot oder gar Kiss bestreiten wollen (Ok, Ausreißer nach unten wie etwa Manowar gibt´s auch hier). Aber am Ende des Tages kommt es eben doch immer wieder auf die Musik an.
Und die ist auf „Resilent“(SPV), dem neuen Album der Piratentruppe Running Wild gar nicht schlecht.  Nachdem die Erzeugnisse der Hamburger Freibeuter-Werft seit der Jahrtausendwende bei Fans und Kritikern samt und sonders ziemlich abgesoffen sind, segelt Starkstrom-Störtebeker Rock´n´Rolf endlich wieder mit vollen Segeln. Zwar scheint Käpt´n Kasparek nach den diversen Soundsünden der Vergangenheit von seinem Kreuzzug – oder sollte man sagen, seiner Kreuzfahrt? – zu beweisen, dass Metal auch mit Drum Computer möglich ist – noch immer nicht lassen zu wollen, doch im Großen und Ganzen hat er sich endlich wieder auf alte Seemanstugenden besonnen: Straight und schmatzend riffender, schnörkelloser Teutonen Metal im Stile von Accept und, ähem, Running Wild („Soldiers Of Fortune“, „Adventure Highway”, “Down To The Wire”) wechselt  mit prächtig piratigen Nummern wie “The Drift“ oder „Bloody Island“. Dazu lässt sich prächtig das Holzbein schwingen und der Enterhaken auf dem Armstumpf gen sturmbewölkten Himmel recken. Ship Ahoi, Mannequins, Fire!

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