Montag, 16. Dezember 2013

Auch Rocken will gelernt sein - Das Bandpusher Festival im Karlsruher Substage

Rock-Xenomorph: Adoney-Gitarrist JB Jables. Foto:Promo
Wer denkt, das Musikerleben bestehe neben ein bisschen Rumfiedeln auf der Bühne im Wesentlichen aus Poolpartys und Hotelzimmerrandale, irrt. Rocken ist harte Arbeit. Die will gelernt sein. Und auch die organisatorischen und  buchhalterischen Seiten des auf den zweiten Blick gar nicht so glamourösen Showgeschäfts sollte der moderne Rockstar im Auge behalten, will er sicherstellen, dass die Millionen aus Gagen und Tantiemen nicht in die Taschen windiger Plattenbosse und skrupelloser Manager wandern, sondern auch im eigenen Sparstrumpf was hängen bleibt. Junge Bands fit zu machen für das Abenteuer Rockbiz, hat sich das Karlsruher Popnetz zur Aufgabe gemacht. Am Samstag stellten sich im Substage die Gruppen vor, die im kommenden Jahr das Förderprogramm „Bandpusher“ durchlaufen werden.
Den Anfang vor der mehr als enttäuschenden Kulisse von vielleicht 50 Besuchern machten And The Change. Die Bruchsaler spielen Altenative Rock. Der trompetige Indie-Rock von Empty Redhouse rollte hintendrein schon ganz gut. Dass es allerdings noch immer Bands gibt, die irgendwie originell finden, mit Hemd, Krawatte und Panamahut auf die Bühne zu gehen, ist nahezu erschütternd. Das letzte Mal war das bei Anthony Kiedis in den 90ern cool. Und 80er Metal-Gitarrensoli waren damals schon out – zumindest unter Leuten die Ska mögen. Sehr geschmackvoll waren hingegen einige Blueseinsprengsel der Rothäusler. 
Seatime machten schon Aufgrund ihrer Instrumentierung neugierig, als diverse Banjos, Ukuleles, Mandolinen und Lapsteel-Gitarren auf die Bühne getragen wurden. Überzeugen konnte der dudelige U&D-Akustik-Rock des Quintetts dann aber umso weniger. Zunächst! Denn nach ein paar belanglosen Songs nahmen die schon als musikalische Leichtmatrosen abgetanen Seatimer dann doch noch eine Kurskorrektur vor: Richtung amerikanischer Süden. Eine gute Entscheidung, denn plötzlich war richtig Dampf im Kessel. Aus Versatzstücken des Country, Southern Rock, Blues und Folk knüpften Seatime ein straffes Americana-Netz. Das kann noch eine richtig originelle Band werden.
Soweit sind Adoney schon, die sich heute aus dem Bandpusher-Programm verabschieden. Der Umstand, dass man als Jugendlicher im Murktal offensichtlich nicht viel anderes tun kann, als Platten hören und Musik machen, hat  schon viele erstklassige Bands hervorgebracht. Wird Zeit, dass endlich mal eine den nationalen Durchbruch schafft. Im Falle Adoney stehen die Vorzeichen nicht schlecht. Mother Lovebone, Soundgarden, Dinosaur Junior und Red Hot Chili Peppers nahmen in Papas Plattensammlung, deren Studium sich das Quartett aus Gaggenau an langen Winternachmittagen widmete, offenbar breiten Raum ein. Doch sind Adoney keine bloße Epigonen-Band, sondern drücken durch pfiffiges Songwriting und spielerische Klasse ihren eigenen Stempel in die runzelige Haut des Grunge-Genres. Und als wäre das nicht genug, ist Gitarrist JB Jables ein klingendes Beispiel für die magischen Kräfte des Rock´n´Roll. Die können aus einem Schluffie mit weichem Bauch und Hornbrille wie nämlich, hex hex, eine Töne so ätzend wie der Rotz aus dem Maul des Xenomorphen in Alien ausstoßende Rampensau machen. Ob die Aufsehen erregende Gesamtleistung der Band jetzt irgendwie mit dem einjährigen Bandpusher-Training zu tun hat, muss mangels Vergleichsmöglichkeit offen bleiben. Geschadet aber, hat es ganz sicher nichts.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen