Montag, 1. Juni 2015

Helloween - „My God-Given Right“

Steht man vor der sich regelmäßig alle paar Jahre stellenden Aufgabe, eine neue Helloween-Scheibe zu rezensieren, stellt sich stets die Frage: Soll man das Teil jetzt an den – ohnehin unerreichbaren – Klassikern der 80er messen oder eher isoliert betrachten? Ich entscheide mich diesmal für letztere Variante. Album Nummer 15 versammelt (einmal mehr) alle Trademarks der Kürbisköppe: krachende Riffs, fröhlich eingängige Musicalmelodien, hoher Gesang und unablässiges Doublebass-Gedonner. Darüber lässt sich kaum unken, hat die Band für in der Vergangenheit durchaus gelegentlich unternommene stilistische Experimente doch stets mächtig Prügel bezogen. Bleibt die Frage nach der Qualität des aktuellen Materials. Der Opener „Heroes“ wird getragen von einem mächtigen Priest-mäßigen Riff, dass mit einem poppigen Strophenpart kontrastiert wird. Das nachfolgende „Battle Is Won“ ist typische Helloween-Gute-Laune-Schnellkost mit herrlich bierseligem Verbrüderungsrefrain. Und auch der Titelsong rockt mit seinem ohrwürmerischen Keyboard-Thema und eingängigem Chorus schön mitreißend. „Lost In America“ klingt schon fast wie eine Andrew Lloyd Webber-Komposition – nur mit Gitarren. Wesentlich düsterer kommen das mit leicht schräger Note versehene „Russian Roulé“ und das kinematische, mit coolen Twin-Gitarren ausgestattete „The Swing Of a Fallen World“daher. Manchmal schießen die Hamburger auch übers Ziel hinaus: Das cheesige „If God Loves Rock’n’Roll“ wäre wohl sogar Kiss zu peinlich. Unterm Strich werden Helloween mit „My God-Given Right“ vermutlich kaum neue Fans gewinnen, die, die sie schon haben, dürften mit dem, was ihre Lieblinge abgeliefert haben, aber voll und ganz zufrieden sein.   
Fistful of Metal: Helloween 2015  Foto: Martin Häusler