Donnerstag, 11. Mai 2017

Im Zeichen der Axt: 10 Jahre Alte Hackerei Karlsruhe

Axeman: Plüschi betreibt seit 10 Jahren die Alte Hackerei. Bild: Paul Needham.


Diese Frage stellen Rockjournalisten gewöhnlich ausschließlich verdienten Musikern zum runden Bühnenjubiläum: „Hättest Du am Anfang Deiner Karriere gedacht, dass Du so lange dabeibleiben würdest?“ Aber auch Christian Bundschuh, Betreiber der Alten Hackerei auf dem ehemaligen Schlachthofgelände, die mit einem dreitägigen Konzertmarathon ab heute, Donnerstag, 11. Mai, ihr zehnjähriges Bestehen feiert, hat sich diese Frage in der vergangenen Dekade redlich verdient: 1200 Konzerte, hunderte Partys und skurrile Veranstaltungen wie die berüchtigten Top oder Flop Abende (Platten werden meistbietend versteigert oder vernichtet). Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Die Antwort lautet: „Nein“. Was beim alternden Recken, der im auf Jugendlichkeit und schnellen Durchlauf ausgelegten Musikgeschäft eher weniger überrascht, erstaunt hier schon, denn eine Kneipe macht man gewöhnlich „mal eben so“ eher nicht auf, auch wenn es sich um eine Punkrock Bar handelt.
„Wir hatten anfänglich immer halbjährige Mietverträge“, berichtet Christian, den alle nur Plüschi nennen. Noch kurioser: „Das erste Konzert haben wir gemacht, da lief noch der Schlachtbetrieb. Da haben wir donnerstags den Schlüssel für den Schweinestall bekommen, den ganzen Tag geputzt und freitags war dann Konzert. Am Samstag haben wir wieder geputzt und am Sonntag kam wieder die nächste Ladung Schweine.“
Mit dem Ende des Schlachtbetriebs im Dezember 2006 kam auch das Ende des vormaligen „Bistro zur alten Hackerei“. „Die haben dort Schnitzel für die Metzger und die Schlachthofkunden gebraten“, erzählt Plüschi. Ein Geschäftsmodell, was der Stadt als Vermieter offenbar nicht ins Konversionskonzept passte. „Das war natürlich etwas blöd für die“, räumt Plüschi ein, „aber dafür gut für uns“. Und nach dreimonatiger „farblicher Renovierung, von mintgrün auf blutrot“ eröffnete am 4. Mai 2007 die neue Alte Hackerei.
Zunächst nur im vorderen kleinen Bar-Raum mit Bühne lief damals der Konzertbetrieb an, mit Bands aus den Subgenres von Punk und Metal und regelmäßig auch lokalen Gruppen. Kein Konzept mit dem sich große Reichtümer anhäufen lassen: „Leute mit Konzerten hinter dem Ofen hervorzulocken ist schwer“, sagt Plüschi. Besonders in Zeiten, in denen die jungen Leute immer weniger ausgehen. „Viele bleiben lieber zu Hause und zocken am Computer oder haben eben auch viel zu tun. Als Student bist du früher auch unter der Woche weggegangen, das ist heute kaum noch möglich“. Konstatiert der 49-Jährige. Aber man müsse sich sein Publikum eben auch heranziehen. Und das gelinge inzwischen immer besser. Das Schlachthofareal belebe sich immer mehr. „Es kommen immer noch Leute, die sagen ‚was ist das denn hier, das kenne ich ja noch gar nicht‘.“
Die „Hacke“, wie der Laden mit dem markanten Metzgerbeil-Emblem im Volksmund heißt, ist über die Jahre mit seinem Publikum gewachsen. Zum Konzertraum sind noch ein Biergarten und ein Gastraum mit zweiter Bar gekommen. Vor allem Letzterer soll zukünftig mehr belebt werden durch Auftritte von Singer-Songwritern und Kleinkünstlern.
Doch jetzt wird erst einmal hart gefeiert: Den Anfang machen am heutigen Donnerstag ab 21 Uhr die Trad-Metaller Night Demon und The Devils (Garagepunk). Freitag geht es weiter ab 20.30 Uhr mit Bambix (Punk), Danger!Man (Hardcore) und The Idiots (Deutschpunk). Samstags spielen ab 20.30 Uhr Lombego Surfers (Voodoo Garage Rock), Black Magic Six (Trash Blues) und die Hackfressen (Hackerei-Mitarbeiter-Band). Außerdem zu sehen gibt es Rock-Fotografie von Paul Needham.

Montag, 24. April 2017

Craneium: auf´m Mars nix Neues



Diese 7“ bietet nichts Neues: Die beiden Songs „Meet On Mars“ und „Holy Oath“ stammen vom 2015 erschienenen Album „Explore The Void“. Fans der finnischen Stonerrocker dürften sie also schon im Schrank haben. Einen Kaufanreiz bietet somit nur die auf 270 Stück limitierte Auflage, die wahlweise in durchsichtig, schwarz, rot oder gold daherkommt. Musikalisch zocken CRANEIUM streckenweise treibenden, dann wieder gemächlich dahinrollenden Doomrock, der sich irgendwo zwischen SLEEP und COUNT RAVEN dahinschleppt. Spaß macht die Mischung vor allem Dank der knackigen Riffs. Punktabzug gibt es für die Absenz von neuem Material.

Donnerstag, 20. April 2017

Cojones sind nicht gleich Schwanzrock



COJONES – wer angesichts dieses Bandnamens testosterongeschwängerten Schwanzrock erwartet, sieht sich getäuscht. Den statt mit Öl, Bier und Samenflüssigkeit beschmierten Rock´n´Roll liefern die vier eher manierlich aussehenden Kroaten auf „Resonate“ geschmackvollen Psychedelic Rock. Mal mit ordentlicher Stonerschlagseite („Rocker“), mal mit fernöstlich die Hüfte schwingenden Weltmusikeinlagen („Pilgrimage“). Anders als viele Genrekollegen beschränken sich COJONES auf ihrem dritten Longplayer nicht darauf, möglichst viel Hall auf die Kanäle zu klatschen, sondern sind hörbar bemüht, das Psychedelicfeeling mittels originellen wie stimmungsvollen Songwritings zu kreieren. Ein Ansatz der sich besonders bei den Gesangslinien positiv auswirkt, die ausnahmsweise nicht schon tausendmal gehört klingen. Hier können auch Rockfans gerne mal reinhören.