Dienstag, 18. April 2017

Krötenlecker-Sound galore: Xixa



Los Paraguayos auf Acid: Xixa.

Bands, die sich auf die drogenseligen Endsechziger- und Frühsiebziger Jahre berufen und historischen Instrumenten sowie ebensolchem Equipment effektüberladene Schwurbelsounds entwinden, sind mittlerweile so Zahlreich wie die Blütenstauden an einer wohlgediehenen Hanfpflanze. Da ergeht es dem Hörer wie dem LSD-Konsumenten: Bei zu häufigem Genuss lässt irgendwann die Wirkung nach. Da sind Xixa genau das richtige Gegenmittel. Denn das Sextett aus dem US-Wüstenstaat Arizona, das am Donnerstag, 13. April, im Jubez zum stimmungsvollen Acid-Test lud, verbindet duster-psychedelische Krötenlecker-Klänge mit schwitzigen Latin-Rhythmen. Und das macht – Spaß.
Die Aufgabe des Anheizers übernahmen Tan LeRacoon um die Hamburger Szene-Figur Tanju Börü: Tupfenhemdiger Pfiffelrock, meandernd zwischen 60s-Folk und Punk, Jefferson Airplane und The Saints, inbrünstig vorgetragen, eifriges Zehentippen beim Publikum.
Xixa sind freilich eine ganz andere Nummer: Das Bandleader-Paar Brian Lopez und Gabriel Sullivan sehen aus wie der junge Bob Dylan und eine mexikanische Version von Vampirjäger van Helsing. Die Musik bleibt mehr oder weniger im Rahmen dieses Bildes. Wer angesichts der Vokabel „Latin“ ohrenschmeichlerisches Santana-Gezuppel oder fröhliches Salsa-Hoppe-Hoppe-Reiter erwartet hatte, wurde enttäuscht. Xixa klingen vielmehr als hätten Los Paraguayos ihr Fable für Horror-Surf-Punk, abgedrehten Spacerock und schrullige Elektro-Sounds entdeckt. Zugegeben: Auf dem Papier ist das keine sonderlich stimmige Mischung. Aber Dank schamanischer Percussion-Einlagen, höllisch eingängiger Twin-Gitarren-Licks und der ein oder anderen pfiffigen Gesangsmelodie schmeckt diese Medizin keineswegs bitter.
Hält man sich vor Augen, dass auch Schock-Rock-Übervater Alice Cooper seine ersten musikalischen Gehversuche in Phoenix, Arizona, unternahm, ergibt das ganze Unterfangen von Xixa auch schon wieder mehr Sinn (Winston Watson am Schlagzeug soll sogar mal für den Altmeister getrommelt haben). Und auch bei Lopez und Sullivan war die Liebe für scharfkantige Gitarrensounds und Alt-Americana schon da, als sie begannen, ihre Lateinamerikanischen Wurzeln zu ergraben und dabei auf Chicha und Cumbia stießen.
Und: Ihre Medizin wirkt. Im Gleichtackt mit der sechsköpfigen Band, die auf spitzen Sohlen über die Bühne wippt, schunkeln die rund 60 Anwesenden selbstvergessen dem Tanzverbot entgegen.

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